Sommerfreizeit

Raus aus dem Alltag ­ ab ins blaue Mittelmeer!

Im Jahr 1993 entwickelte die Kinderkrebshilfe Münster e.V. die Idee, ein Nachsorgeprojekt für jugendliche Patienten anzubieten. Mit Hilfe finanzieller und viel ideeller Unterstützung fuhren seitdem bereits über 200 Patienten mit teilnehmenden Geschwistern und Freunden in die Toskana.

Die Sozialarbeiter der Station, Egon Roth und Peter Strotjohann, organisieren jedes Jahr ein wunderschön gelegenes Landhaus und eine Freizeit, die alle Wünsche und Bedürfnisse in Einklang bringt. Natürlich fahren der Sozialarbeiter und der Sozialpädagoge immer auch selbst mit – neben einigen weiteren engagierten Kräften aus dem Pflegeteam der Kinderkrebsklinik.

Im Anschluss an eine oft lange Therapie gibt es in der Toskana Gelegenheit, andere Jugendliche und junge Erwachsene mit ähnlichem Krankheitsbild kennen zu lernen und sich untereinander auszutauschen. Die extrem seelische und körperliche Belastung kann in den Hintergrund treten und aufgearbeitet werden. Krebs ist während der Fahrt ein ganz normales Gesprächsthema ­ neben vielen anderen.

Dabei gibt es eine Menge Spaß in der Casa Figline, einem für Jugendfreizeiten ausgestatteten Selbstversorgerhaus in der Nähe von Florenz. Am hauseigenen Swimmingpool können sich die Teenies sonnen und relaxe. Auch das Mittelmeer mit Strand und warmem Wasser ist nicht weit. Es wird zusammen gekocht, gespielt und gelacht, Tischtennisturniere werden ausgefochten und Partys (mit Karaoke) veranstaltet.

Ausflüge in die malerischen Städte Florenz, San Gimminiano und Siena bringen Kulturerfahrungen und viele neue Eindrücke. Gelati und Pizza, schiefe Türme, Ruinen und Denkmäler runden das Programm ab. Die Betreuer lassen den Mitfahrenden dabei weitgehend Entscheidungsfreiheit, so dass sie ­ fern der oft sehr besorgten Eltern ­ automatisch wieder eine größere Selbstverantwortung und Selbstbestimmung für sich übernehmen.

Diese Fahrt, bei der alle die Seele baumeln lassen können, bedeutet jedoch viel mehr als nur Erholung für die Jugendlichen. Oft verbindet das Gefühl, wieder in einer Gruppe bestehen zu können und keine Sonderrolle mehr einnehmen zu müssen, auf ganz besondere Weise.

Berührungsängste, die es während der Krankheit von Seiten Außenstehender gab, spielen hier keine Rolle. Auch sehr unterschiedlicher Charaktere finden beim gemeinsamen Kochen und Essen beieinander. Hier sind die Gespräche am intensivsten.

Jeder Einzelne wird akzeptiert und muss sich in der Gruppe behaupten ­ das stärkt vor allem das Selbstwertgefühl und bereitet auf das Alltagsleben vor. Dazu kommt für einige Jugendliche der noch ungewohnte Umgang mit Behinderungen, die durch die Krankheit entstanden sind. Mit Operationsnarben oder Prothesen am öffentlichen Strand klarzukommen, erfordert viel Mut. Doch in der Gruppe geht vieles einfacher.

Einen offiziellen Abschluss findet die Fahrt nach ca. sechs Wochen bei einem Nachtreffen mit Übernachtung. Fotos werden gezeigt, Erinnerungen aufgefrischt. Freundschaften fürs Leben bilden sich in der Toskana oft ganz von alleine. Freunde, die wissen, was man durchmacht, weil sie es selber kennen. Freunde, mit denen man in der Toskana und vielleicht auch in Zukunft viel erleben kann.

Nach einer Krebserkrankung ohne den normalen Alltag ist es wichtig, wieder ins normale Leben zurückzukehren. Dabei helfen solche Freizeiten wie die Toskana enorm.“

(eine mitreisende Patientin)